Ilse von Stach
Biographie |
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Geboren am 17. Februar 1879 in der Gemeinde Hoxfeld (heute Stadtteil von Borken) als Tochter des Rittergutbesitzers Baron Stach von Goltzheim. Hier hat sie ihre Kinderjahre verbracht und sich auch später, als das Gut nicht mehr im Besitz ihrer Familie war, manchmal wochenlang aufgehalten. Das Haus und seine Geschichte hat sie in ihrem Roman „Haus Elderfing“ geschildert. Nach dem frühen Tod ihrer streng protestantischen Mutter wuchs sie bei Verwandten auf dem Gut Wilhelminenholz bei Aurich in Ostfriesland und im freiadligen Damenstift Altenburg in Thüringen auf. Da in jener Zeit ein Universitätsstudium für junge Frauen kaum in Betracht kam, ging sie auf ein Lehrerinnenseminar in Berlin. In einem Literatenkreis, der sich „Die Kommenden“ nannte, begegnete sie Peter Hille, Julius Hart und Rudolf Steiner. Eigene lyrische und epische Versuche, die sie seit ihrer Schulzeit unternommen hatte, führten nun zu ersten Erfolgen […]. Kontakte zu Karl Muth, dem Herausgeber der katholischen Kulturzeitschrift Hochland. Die Berliner Jahre endeten nach dem Scheitern zweier Ehen dramatisch mit der einer Flucht gleichenden Reise nach Italien und nach Rom, wo sie, nach einiger Zeit [1908], den schon lange sich vorbereitenden Schritt zum Katholizismus vollzog. Eigene schriftstellerische Einkünfte trugen wesentlich zu ihrem und ihrer Kinder Lebensunterhalt bei. In Rom Bekanntschaft mit dem Kunsthistoriker Martin Wackernagel, mit dem sie 1912 eine dritte Ehe einging. Einjähriger Aufenthalt in Planegg bei München. Umzug nach Leipzig. 1921 Berufung ihres Mannes an die Universität Münster. Umzug nach Münster, wo sie am 25. April 1941 starb. (Zitate nach: Hülsmann 1984) Ihr gesamtes Schrifttum ist wesentlich religiös bestimmt. Ihr Weihnachtsmärchen Das Christelflein zeigt den Einfluss Gerhard Hauptmanns. Es wurde von Hans Pfitzner bearbeitet, vertont und 1906 in München und in zweiter Fassung 1917 in Dresden aufgeführt. In ihren Romanen, in der ins Mystisch-Ekstatische gesteigerten Lyrik und ihren Bühnendichtungen beschäftigte sich S. mit dem Schicksal der Frau, religiösen Problemen und Erlebnissen. In kath. Kreisen fanden bes. Beachtung die Dialoge über die Gleichstellung der Geschlechter, „Die Frauen von Korinth“ (Breslau 1929); Teile daraus wurden im „Hochland“, das S.s Werke propagandistisch begleitete, zur Diskussion einer „gläubigen Mitwelt“ ge- stellt. (Killy-Literaturlexikon) Ihre nur wenig erfolgreichen Dramen stellen ein unverhüllt christlichen Bekenntnis dar; es wird der Eingriff der Gnade Gottes als zentrales Erlebnis gestaltet. Ilse von Stach ist, ähnlich wie [Karl] Röttger und [Gottfried] Hasenkamp, in die westfälische Literaturgeschichte nicht deshalb aufgenommen worden, weil sie selbst ein ausgeprägtes Westfalen- oder Heimat-Bewußtsein an den Tag gelegt hätte, sondern wegen der in ihren Werken immer wieder auftretenden, wohl autobiographisch grundierten religiösen Konflikte, die zuweilen im westfälischen Adelsmilieu ausgetragen werden. Die Heimatbewegung im Dritten Reich hat sich daher auch nicht um sie gekümmert. Im literarischen Niveau ähneln die Romane der Stach denen der Freiin [Ferdinande] von Brackel: Auf den Problemen liegt das eigentliche Interesse der Autorin, sie werden in eher trivialen Handlungen und auch in der Sprache von Unterhaltungsliteratur, mit gewissen „expressionistischen“ Überhöhungen, vermittelt. Etwas mehr Gewicht haben die Dramen. (von Heydebrand 1983) |
Selbstständige Veröffentlichungen |
Wer kann dafür, daß seines Frühlings Lüfte weh’n! Gedichte. Dresden: Pierson 1898. 42 S. – Aus früher Jugend. o.O. 1900 (ULB Münster) – Das Christelflein. Weihnachtsmärchen. Berlin: Ries und Erler 1906. 60 S. [vertont von H. Pfitzner] (Lipp. LB Detmold, StUB Köln) – Der heilige Nepomuk. Dramatische Dichtung in einem Akt. Berlin: Oesterheld 1909. 53 S. (ULB Münster, StUB Köln); Kempten: Kösel 1919; 2. Aufl. Kempten: Kösel 1921 (StA Bielefeld, StLB Dortmund, EDDB Köln) – Die Sendlinge von Voghera. Roman. Kempten: Kösel 1910. 425 S. (ULB Münster, StUB Köln) – Missa poetica. Gedichte. Kempten: Kösel 1912. 88 S. (ULB Münster, EDDB Köln) [Rez. in: Zeitschr. für Bücherfreunde, Leipzig, N.F. 4, 1913]; 3. Aufl. Kempten: Kösel 1913 (Dt. Bibl. Leipzig); 4. Aufl. Kempten: Kösel 1925 (Bibl. St. Albert Bornheim) – Die Beichte. Novelle. Köln: Boisserée 1913. 68 S. (ULB Münster, StUB Köln, Dt. Bibl. Leipzig) [Rez. in: Zeitschr. für Bücherfreunde, Leipzig, N.F. 5, 1914 (H. Stegemann)]; 2. Aufl. München: Hueber 1935 (StLB Dortmund) – Haus Elderfing. Roman. Leipzig: Sarasin 1915. 361 S. (Lipp. LB Detmold); auch: Kempten: Kösel 1915 (Dt. Bibl. Leipzig); 2. Aufl. Kempten, München: Kösel und Pustet 1920; 4. Aufl. Kempten, München: Kösel und Pustet 1923 (ULB Münster) – Requiem. Gedichte. Kempten, München: Kösel und Pustet 1917. 26 S. (EDDB Köln, EAB Paderborn, Dt. Bibl. Leipzig); 3. Aufl. Kempten, München: Kösel und Pustet 1918 (Dt. Bibl. Leipzig) – Genesius. Eine christliche Tragödie. Kempten, München: Kösel und Pustet 1919. 107 S. (EDDB Köln, StB Mülheim/R., Dt. Bibl. Leipzig) [Rez. in: 1. Hochland, Kempten, München, 17, 1921 (H. Sturm); 2. Das dt. Drama 5, 1922]; Neuaufl. Kempten, München: Kösel und Pustet 1920 (Dt. Bibl. Leipzig); 2. Aufl. Kempten, München: Kösel und Pustet 1922 (UB Bonn, ULB Münster) – Die dreizehn Gesänge. Bielefeld: Rennebohn und Hausknecht 1920. 17 S. (EAB Paderborn) – Tharsicius, ein Festspiel aus der Katakombenzeit. Düsseldorf: Kath. Jugend- und Jungmännervereine Deutschland 1921. 40 S. (UB Bonn, EAB Paderborn, Dt. Bibl. Leipzig); Kempten: Kösel 1922 (Dt. Bibl. Leipzig); Ausz. u.d.T.: Maranatha. Ein Bild aus dem Weihespiel Tharsicius. Düsseldorf: Christopherus-Verlag 1948. 17 S. (ULB Münster, ULB Düsseldorf) – Weh‘ dem, der keine Heimat hat. Roman. Kempten: Kösel 1921. 300 S. (ULB Münster, Dt. Bibl. Leipzig) [Rez. in: 1. Hochland, Kempten, München, 19, 1922 (F. Herwig); 2. Allg. Rundschau, München, 23, 1923 (Hamann)]; 2. Aufl. u.d.T.: Non serviam. München: Kösel und Pustet 1921. 300 S. (UB Bonn, Dt. Bibl. Leipzig) [Rez. in: 1. Stimmen der Zeit, Freiburg/Br., 1923, Bd. 104 (S. Stange); 2. Altkath. Volksbl., Freiburg/Br., 62, 1931 (Hacker); 3. Die Bücherwelt, Zeitschr. des Borromäusvereins, Bonn, 28, 1931 (Sleumer)] – Griseldis. Drama mit einem Vorspiel und drei Akten. Kempten: Kösel 1921. 128 S. (StLB Dortmund, Dt. Bibl. Leipzig) [Rez. in: 1. Die schöne Lit., Leipzig, 23, 1922 (M. Behler); 2. Hochland, Kempten, München, 19, 1922 (J. Sprenger)] – Melusine. Schauspiel in drei Akten. Kempten: Kösel 1922. V, 130 S. (ULB Münster, StLB Dortmund, StA Bielefeld, Dt. Bibl. Leipzig) [Rez. in: 1. Allg. Rundschau, München, 20, 1923 (Albani); 2. Schweizer Rundschau, Solothurn, 23, 1923 (L. Birchler)] – Petrus. Eine göttliche Komödie. Kempten: Kösel 1924. 251 S. (ULB Münster, ULB Düsseldorf, Dt. Bibl. Leipzig) [Rez. in: Die Bücherwelt, Zeitschr. des Borromäusvereins, Bonn, 1924 (I. Zimmermann)] – Der Rosenkranz. Meditationen. Gedichte. Münster: Regensberg 1929. 80 S. (ULB Münster, EAB Paderborn, Dt. Bibl. Leipzig) – Die Frauen von Korinth. Dialoge. Breslau: Bergstadtverlag 1929. 275 S. (ULB Münster, StUB Köln, Dt. Bibl. Leipzig) [Rez. in: 1. Die Frau, Berlin, 37, 1930; 2. Schweizer Rundschau, Solothurn, 29, 1930 (Rüegg); 3. Das neue Reich, Wien, 12, 1930 (L. Marschall); 4. Die Lit., Stuttgart, Berlin, 33, 1931 (_Hans Roselieb)] – Der Petrussegen. Erinnerungen und Bekenntnisse. Münster: Regensberg 1940. 283 S. (ULB Münster, StUB Köln, Dt. Bibl. Leipzig) [Rez. in: Die Frau, Berlin, 48, 1941] – Die Kreuztracht vom Stromberg. o.O.u.J. 32 S. (ULB Münster, EAB Paderborn) – Werkauswahl: Wie Sturmwind fährt die Zeit. Gedichte aus drei Jahrzehnten. Vorwort von A.C. Wilsmann. Münster: Regensberg 1948. 62 S. (Dt. Bibl. Leipzig, ULB Münster). |
Unselbstständige Veröffentlichungen in |
Hochland, München 1914/15, 12, 9, S. 335: Dem Kaiser – Hochland, München 1915/16, 13, 3, S. 310: Gebet um Frieden – Uhlmann-Bixterheide 1922: Wie Sturmwind fährt die Zeit; Lieder der Trauer; Einsamkeit; Am Morgen; In conspectu dei; Der du Friede bist; Festliche Stunde [jew. Ged.] – postum: Folkerts 1983: Sang von Münster – C. Ilbrig (Hg.): Peter Hille im Urteil seiner Zeitgenossen und Kritiker. Rezeptionszeugnisse Peter Hilles. Bd. 1. 1884-1919. Bielefeld: Aisthesis 2007, S. 671: Weh dem, der keine Heimat hat – I. Gehle (Hg.): Nationale und religiöse Poesie. Ergänzungs-Band. Identitätssuche nach Reichsgründung. Kulturkampf und Antimodernismus. Nordhausen: Bautz 2009, S. 262: Abend; S. 263: Verlöbnis; S. 263: Ich dachte diese ganze Nacht. |
Selbstständige Veröffentlichungen über |
S. Düren: Die Frau im Spannungsfeld von Emanzipation und Glaube. Eine Untersuchung zu theologisch-anthropologischen Aussagen über das Wesen der Frau in der deutschsprachigen Literatur der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung von Edith Stein, Sigrid Undset, Gertrud von LeFort und Ilse von Stach. Regensburg: Roderer 1998. |
Unselbstständige Veröffentlichungen über |
I. Nornen: Ilse von Stach, eine westf. Dichterin, in: Westmünsterland, Bocholt, 4, 1917, H. 8, S. 175-179 – A. Vezin: Ilse von Stach, in: Die Bücherwelt, Zeitschr. des Borromäusvereins, Bonn, Okt. 1920 – H. Bücker: Ilse von Stach, in: Der Gral, Münster, 16, 1921f. – T. Hülsmann: Haus Elderfing, in: Heimatkalender Kreis Borken 3, 1926, S. 82-84; Nachdr. in: Borken 1984, S. 296-298 – J. Sprenger: Ilse von Stach, in: Hochland, Kempten, München, 26, 1928f., Bd. 1, S. 663f. – A. Vezin: Ilse von Stach, in: Lit. Bl., Beil. der Köln. Volksztg. 1929, Nr. 194 – G. Schäfer: Ilse von Stach, in: Der Gral, Münster, 31, 1936 – H. Hansen: Ilse von Stach, die Dichterin des „cor inquietum“, in: Schöne Zukunft. Kath. Wochenschr. für Religion und Kultur 14, Okt. 1938 bis März 1939 – H. Bücker: Ilse von Stach, in: Die Begegn. 3, 1948, S. 516-518 – B. Olbing: Audienzen bei Ilse von Stach, in: Unsere Heimat, Jb. des Kreises Borken, 1978, S. 104-110 [Fotogr.] – M. Krass: Die Dichterin des „Christelflein“. Vor 100 Jahren wurde Ilse von Stach, Gattin des Kunsthistorikers Martin Wackernagel, geb., in: Auf Roter Erde, Münster, 35, 1979, Nr. 220, S. 5, 8 – A. Hartlieb von Wallthor: Ilse von Stach, in: Der Kreis Borken. Stuttgart 1982, S. 203f. – R. Dampc-Jarosz: “Es schweige die Frau in der Gemeinde“. Zum Problem der religiösen und konfessionellen Identität in ausgewählten Dramen Ilse von Stachs, in: M. Czarnecka (Hg.), C. Ebert (Hg.): Kulturelle Identität im Wandel. Grenzgängertum als literarisches Phänomen. Schöneiche: Scrîpvaz 2006, S. 87 – R. Dampc-Jarosz: Eine gehorsame Frau? Griseldas Figur bei Gerhart Hauptmann und Ilse von Stach, in: Carl-und-Gerhart-Hauptmann-Jahrbuch. Bd. 3. Włocławek: Wiss. Verl. der Staatlichen Fachhochschule 2008, S. 169 – C. Steinkämper: Geschichtsbewältigung als Familiendrama Ilse von Stachs (1849-1941) Schauspiel “Melusine“ (1922) und das Konzept des christlichen Sozialismus, in: T. Pittrof (Hg.), W. Schmitz (Hg.): Freie Anerkennung übergeschichtlicher Bindungen. Katholische Geschichtswahrnehmung im deutschsprachigen Raum des 20. Jahrhunderts. Freiburg Br.: Rombach 2010. |
Erwähnungen in |
Westf. Literaturführer 1992, S. 30f. |
Bildnis |
1. Fotogr. (WLA Hagen) – 2. mehrere Porträtfotogr. (StLB Dortmund) – s. die Angaben in der o.g. Lit. |
Nachlass/Vorlass |
Bestände in westfälischen Archiven Weitere Bestände in Westfalen: 1. StLB Dortmund: An Gott; Juninacht [jew. Ged.]; Rückkehr aus Italien; Selbstbiographie; Briefe an Wilhelm Uhlmann-Bixterheide, 3.4.1921. Bestände außerhalb Westfalens |
Sammlungen |
WLA Hagen: Materialslg. – s. Denecke/Brandis, 2. Aufl. 1981, S. 359. |
Nachschlagewerke |
Geißler 1913 – Uhlmann-Bixterheide 1922 [Kurzbiogr.] – Lex. der Frau, Bd. 2, 1954 – Kosch, 2. Aufl., Bd. 4, 1958 – Kürschner: Nekrolog 1971 – von Heydebrand 1983 – Oberhauser 1983 – Freund 1983 – Brinker-Gabler/Ludwig/Wölffen 1986 [Fotogr.] – Wilpert, 3. Aufl. 1988 – Killy, Bd. 11, 1992 – Freund 1993 – Dt. Biogr. Archiv, N.F., Fiche 1246, Sp. 23f. |
Grabstätte/ Gedenkstätte |
Ihr Geburtshaus, das Rittergut Haus Pröbsting, liegt 4 Kilometer westlich von Borken an der Landstraße nach Bocholt; heute Tagungsstätte und Restaurant; Bilder und Dok. im Heimatmuseum in der Heilig-Geist-Kirche in Borken (Heilig-Geist-Straße). |
GND-Nummer |
117193828 Link zu diesem Datensatz in der DNB |
Universitäts- und Landesbibliothek Münster, Handschriftenabteilung / Historische Bestände
Institution |
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Universitäts- und Landesbibliothek Münster, Handschriftenabteilung / Historische Bestände |
Bestand |
echter Nachlass |
Ordnung |
geordnet
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Umfang |
41 Kapseln
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Nutzung |
uneingeschränkt
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Verzeichnung |
Inhalt |
Korrespondenzen, die Privates aber auch zu großen Teilen Geschäftspost enthalten, mit Fragen rund um die Veröffentlichung, Vervielfältigung und Honorierung ihrer Werke; Werkmanuskripte, sogar in Übersetzungen in andere Sprachen; Lebensdokumente wie Fotos u.Ä., darunter auch über 170 Notizbücher, die Ilse von Stachs Privatleben und künstlerisches Schaffen dokumentieren. Hier ist auch eine große Zahl von Zeitungsartikeln zu erwähnen, die Aufführungen ihrer Werke, Vortragsabende aber auch Rezensionen beinhalten. |
1. DLA Marbach: Prosa: Non serviam; Brief an Karl Kohl, 7.12.1941, an Gertrud von Le Fort, 30.1.1935 – 2. Bayer. SB München: Briefe – 3. Hess. LB Wiesbaden: Briefe an Ludwig Jacobowski, o.D. – 4. StB München: Nachweis – 5. UB Bonn: Briefe an Adolf Dyroff, 16.6.1921, 4.6.1929 – 5. UB Erlangen-Nürnberg: Brief an Anna Seifert, 22.9.1935.